Aus den Kladden zur Übersetzung
Laurent Mauvignier, Ein Ende finden, Eichborn 2004
Originaltitel: Apprendre à finir, Minuit 2000
Wortprobleme: ce qu'il faut de...; la poigne; la lourdeur; déborder
Syntaxproblem: Bestimmungen zu sauront tenir lassen keine Paraphrasen zu
Et je n'aurai plus à m'inquiéter de savoir quelles mains sauront tenir avec dans la poigne ce qu'il faut de force et dans l'oeil de précision, la lourdeur du sécateur
pour que les troènes ne débordent pas, pour que les thuyas ne s'étouffent pas. (p. 7)
[Rohentwurf:]
Und ich brauche mich nicht mehr darum zu sorgen, welche Hände jetzt mit genug Saft und Kraft und dem richtigen Augenmaß die schwere Heckenschere handhaben, damit die Liguster nicht
wuchern und die Thujen sich nicht gegenseitig ersticken.
[Einiges läßt sich vereinfachen, darum und genug sind entbehrlich:]
Und ich brauche mich nicht mehr zu sorgen, welche Hände mit Saft und Kraft und sicherem Auge die schwere Heckenschere führen werden, um die Liguster zurückzustutzen und den Thujen
Luft zu verschaffen.
[aktive Wendung für déborder, im Kontext gerechtfertigt: Die Sträucher sind hier Sinnbilder: man muß sie zurückstutzen, die Thujen gehen ein, wenn sie zu wenig
Raum haben]
Und ich brauche mich nicht mehr zu sorgen, welche Hände jetzt mit Saft und Kraft und unfehlbarem Augenmaß die schwere Heckenschere führen, um den
Liguster zurückzustutzen und den Thujen Luft zu verschaffen.
Wortprobleme: lâcher (fig.); dommage
Syntaxprobleme: comme si – Ellipsen nach eh oui
Le cynisme de sa voix quand il a pu parler et me lâcher, comme si c'était dommage pour moi, qu'il l'avait échapé belle, que ce n'était pas encore pour
aujourd'hui, eh oui, la voiture trop solide, les murs pas assez (p. 15)
[Der Sprechende spielt auf seinen schweren Autounfall an]
[Rohentwurf:]
Der Zynismus in seinem Ton, als er wieder reden konnte und solche Bemerkungen machte, das sei doch so ein Pech für mich, daß er davongekommen sei, daß es noch nicht soweit sei, ja
doch, das Auto zu solide, die Mauern nicht genug
[andere Lösung für Ellipse]
Der Zynismus in seinem Ton, als er wieder reden konnte und solche Bemerkungen machte, da hätte ich ja Pech gehabt, daß er davongekommen sei, aber da müsse ich schon noch ein
Weilchen warten, Blech zu stark, Mauer zu schwach
[andere Lösung für pas pour aujourd'hui]
Sein zynischer Ton, als er wieder reden konnte und solche Bemerkungen machte, das sei ja Pech für mich, daß er davongekommen sei, aber so schnell gehe das eben nicht, Blech zu stark,
Mauer zu schwach
[andere Lösung für comme si c'était dommage]
Sein zynischer Ton, als er wieder reden konnte und solche Bemerkungen machte, wie ich ja Pech gehabt hätte, daß er davongekommen sei, aber so schnell gehe das eben nicht, Blech zu
stark, Mauer zu schwach
[das comme si liegt im Substantiv Bemerkungen]
Sein zynischer Ton, als er wieder reden konnte und Bemerkungen machte, ich hätte ja Pech gehabt, daß er davongekommen sei, aber so schnell gehe das eben
nicht, Blech zu stark, Mauer zu schwach
Wortprobleme: la précaution; prompt à; manières de bonne femme
Syntaxproblem: problematische »Scharniere« des Satzgefüges
parce qu'enfin tu sauras que je n'aime pas tes fleurs ni ton manteau, ni ton sourire pour t'excuser de tout, de remettre de l'eau, tes précautions, toi, si lente à poser le vase et
l'eau sur la table, les gouttes, si prompte à vouloir tout bien faire, tes manières de bonne femme (p. 17)
[Die Frau besucht täglich ihren Mann im Krankenhaus und bringt immer Blumen mit. Die Ironie in der Passage ist sehr böse]
[Rohentwurf:]
weil du endlich eingesehen hättest, daß ich deine Blumen nicht mag und deinen Mantel auch nicht und dein ständiges Entschuldigungslächeln auch nicht, wenn du das Wasser
erneuerst, wenn für deine Vorsicht, du, so langsam wie du die Vase und das Wasser absetzst, die Tropfen, so ständig beflissen, alles richtig zu machen, deine Hausfrauenticks
[Nebensatz durch umganssprachl. Kompositum eingespart:]
weil du endlich eingesehen hättest, daß ich deine Blumen nicht mag und deinen Mantel auch nicht und dein ständiges Entschuldigungslächeln beim Wasserfrischmachen auch nicht,
dein übervorsichtiges Absetzen der Vase, und das Geklecker auf dem Tisch, dein Perfektseinwollen, deine Hausfrauengetue
[Problem si prompte à vouloir tout bien faire:]
1. weil du endlich eingesehen hättest, daß ich deine Blumen nicht mag und deinen Mantel auch nicht und dein ständiges Entschuldigungslächeln beim Wasserfrischmachen auch
nicht, dein übervorsichtiges Absetzen der Vase, und das Geklecker auf dem Tisch, dein Allesrichtigmachenwollen, deine Eheweibgetue
2. weil du endlich eingesehen hättest, daß ich deine Blumen nicht mag und deinen Mantel auch nicht und dein ständiges Entschuldigungslächeln beim Wasserfrischmachen auch
nicht, dein übervorsichtiges Absetzen der Vase, und das Wasser auf dem Tisch, die Tropfen, deine Ordentlichkeit, deine Eheweibgetue
[das zweite auch nicht stört nur:]
weil du endlich eingesehen hättest, daß ich deine Blumen nicht mag und deinen Mantel auch nicht, und dein ständiges Entschuldigungslächeln beim
Wasserfrischmachen, dein übervorsichtiges Absetzen der Vase, und das Getropfe, dein Allesrichtigmachenwollen, dein Eheweibgetue
Syntaxprobleme: Strukturelle Kennzeichnung der gesprochenen Sprache, Spaltsatz
même si ses regards, c'est au sang directement qu'ils buvaient (p. 19)
[Herumprobieren:]
1. auch wenn seine Blicke richtiggehend blutsaugerisch waren
2. auch wenn seine Blicke mich bis aufs Blut aussaugten
3. auch wenn seine Blicke mich aussaugten bis aufs Blut
4. auch wenn seine Blicke, wenn die mich ausgesaugt haben bis aufs Blut
5. auch wenn er mich ausgesaugt hat bis aufs Blut mit seinen Blicken
[Auch im Deutschen ist Spaltsatz ein Spaltsatz möglich, er ist sogar charakteristisch für die gesprochene Sprache:]
auch wenn seine Blicke, wenn die mich gepeinigt haben bis aufs Blut
Syntaxprobleme: Nebensatz mit pour que
Juste il faudrait tendre la main pour que notre vie nous tombe toute crue dans la bouche, comme si à l'avoir tellement voulue elle ne pouvait plus se refuser à nous, ni être
autre que celle qu'on avait imaginée, tranquille, sans bruit, quelque chose de calme(p. 18)
[Rohentwurf:]
Bloß die Hand ausstrecken, und unser Leben fliegt uns fertig gebraten in den Mund, wie wenn es gar nicht anders könnte als kommen, nachdem man es so sehr gewollt hat, auch nicht anders
sein kann, als man es sich vorgestellt hat, friedlich, geräuschlos, etwas Ruhevolles.
[auch nicht anders sein kann, als... ist unbefriedigend:]
Bloß die Hand ausstrecken, und unser Leben fliegt uns fertig gebraten in den Mund, wie wenn es gar nicht anders könnte als kommen, nachdem man es so sehr gewollt hat, und auch nicht
anders aussehen könnte als das, was man sich vorgestellt hat, friedlich, geräuschlos, etwas Ruhevolles.
[andere Möglichkeit:]
Bloß die Hand ausstrecken, und unser Leben fliegt uns fertig gebraten in den Mund, wie wenn es gar nicht anders könnte als kommen, nachdem man es so sehr gewollt hat, und auch nur so
aussehen könnte, wie man es sich vorgestellt hat, friedlich, geräuschlos, ruhevoll.
[probehalber positiv gewendet:]
Bloß die Hand ausstrecken, und unser Leben fliegt uns fertig gebraten in den Mund, wie wenn es gar nicht anders könnte als kommen, nachdem man es so sehr gewollt hat, und auch so
aussehen müßte, wie man es sich vorgestellt hat, friedlich, geräuschlos, irgendwie besinnlich.
[erste Komponente als Einschub:]
Bloß die Hand ausstrecken, und unser Leben fliegt uns fertig gebraten in den Mund, wie wenn es, nachdem man es so sehr gewollt hat, gar nicht anders könnte als kommen, und auch so
aussehen müßte, wie man es sich vorgestellt hat, friedlich, geräuschlos, besinnlich.
[das comme si steckt nun in der Partikel ja – Subordination aufgelöst:]
Bloß die Hand ausstrecken, und unser Leben fliegt uns fertig gebraten in den Mund, man hat es ja so fest gewollt, daß es gar nicht anders kann als kommen,
und auch so aussehen muß, wie man es sich vorgestellt hat, still und friedlich, irgendwie besinnlich.
Wortprobleme: mais non (Interjektion)
[Die Frau hatte verschiedene Vorschläge gemacht]
[Herumprobieren:]
1. Ging auch nicht.
2. Nichts davon.
[Paradox:]
Alles nichts.
Wortprobleme: s'entasser; craquer (fig.)
Dans ma bouche, tous les mots de colère et de rage qui s'entassaient, ça craquait de partout d'avoir si lourd de mots, un tel chargement qui s'entassait dans la gorge,
écrasant les parois, déchirant la chair pour prendre la place et moi j'étouffais (p. 20)
[Sehr typisch für den Stil des Buches]
[Rohentwurf:]
In meinem Mund all die Zorn- und Wutwörter zusammengepfercht, das ist überall fast geplatzt, weil er so schwer war von Worten, eine solche Ladung, die sich in der Kehle ansammelte, und
die Wände zum Platzen brachte, und das Fleisch zerriß um Platz zu schaffen, und ich erstickte
[Zusammenhängende Probleme s'entassaient, ça craquait und déchirant la chair:]
1. Mein Mund war zum Bersten voll mit Wörtern des Zorns und der Wut, weil er so schwer war von Worten, eine solche Ladung, die sich in der Kehle ansammelte, und die Wände zum Platzen
brachte, und das Fleisch zerriß um Platz zu schaffen, und ich erstickte
2. In meinem Mund ein solcher Wust von Wörtern des Zorns und der Wut, er ist mir fast geplatzt, so voller Wörter war er, eine solche Ladung hat sich in der Kehle angesammelt, daß
die Luftröhre platzte und das Gewebe riß, und ich erstickte
3. Und im Mund zusammengeballt lauter Wörter des Zorns und der Wut, zum Zerreißen voll von Wörtern, eine solche Ladung in der Kehle angesammelt, daß die Luftröhre
platzte und das Gewebe riß, und ich erstickte
4. Und in meinem Mund ballten sich die Wörter des Zorns und der Wut zusammen, alles zum Bersten voll von Wörtern, in der Kehle eine so geballte Ladung, daß die Wände platzten,
daß es das Fleisch zerriß und ich keine Luft mehr kriegte
[erträglichere Lösung für parois:]
Und in meinem Mund haben sich die Worte des Zorns und der Wut zusammengeballt, zum Bersten voll alles, in der Kehle eine so geballte Ladung, daß die Bänder platzten, daß es das
Fleisch zerriß und ich keine Luft mehr kriegte
[Komposita für mots de colère et de rage :]
Und in meinem Mund haben sich die Zorn- und Wutwörter zusammengeballt, zum Bersten voll alles, in der Kehle eine so geballte Ladung, daß die Bänder platzten, daß es das
Fleisch zerriß und ich keine Luft mehr kriegte
[klingt zu pathetisch, unglaubwürdig; die ganzen statt Verdoppelung:]
Und in meinem Mund haben sich die ganzen Wutwörter zusammengeballt, zum Bersten voll alles, in der Kehle eine so geballte Ladung, ein solcher Druck, daß es
das Fleisch zerriß und mir die Luft abschnitt
Wortprobleme: savoir qn
Le savoir comme ça. (p. 22)
[Gemeint ist der pflegebedürftige Mann]
[Herumprobieren:]
Ihn so sein lassen.
Ihn einfach hier wissen.
Ihn hier wissen.
Wissen, daß er so daliegt.
Wissen, daß er so liegt.
Wissen, das ist er.
Wortprobleme: poussée, la; envie, l'; battement de coeur, le (fig)
et moi, de toute façon, m'interdisant quand ça arrivait, parce qu'il ne me croyait pas revenue des courses, m'interdisant la poussée que j'avais, cette envie qui battait dans
mon ventre, dans mon coeur, d'aller coller mon oreille contre le mur de la salle de bains (p. 26)
[Rohentwurf:]
ich hab es mir sowieso verkniffen, wenn das passierte, weil er mich noch nicht vom Einkaufen zurückerwartet hatte, da hab ich es mir verkniffen und dem Drang nicht nachgegeben, der mir den
Magen und das Herz zusammenkrampfen ließ, und hab nicht an der Wand zum Badezimmer gehorcht
[Problem cette envie qui... „Lust“ geht nicht für envie, poussée ist unspezifisch, und der Rest wird sehr schnell kitschig im Dt.:]
ich hab es mir sowieso verkniffen, wenn das passierte, weil er mich noch nicht vom Einkaufen zurückerwartet hatte, da hab ich es mir verkniffen und dem Drang nicht nachgegeben, nicht getan,
was der Bauch und das Herz wollten, und hab nicht an der Wand zum Badezimmer gehorcht
[Artikel weglassen:]
ich hab's mir sowieso verkniffen, wenn das passiert ist, weil er dachte, ich sei noch nicht zurück vom Einkaufen, ich hab's mir verkniffen und dem Drang nicht nachgegeben, hab nicht getan,
was Bauch und Herz wollten, und nicht an der Wand zum Badezimmer gehorcht
[Drängen ist weniger emphatisch als Drang; starke Vereinfachung durch widerstanden:]
ich hab's mir sowieso verkniffen, wenn das passiert ist, weil er mich noch nicht zurück glaubte vom Einkaufen, ich hab's mir verkniffen und dem Drängen in
Bauch und Brust widerstanden und nicht an der Wand zum Badezimmer gehorcht
Wortprobleme: fou, folle; ivre (fig.); refermer ses bras sur soi-même
Syntaxprobleme: savoir que + subordonnées
Et c'était être si folle. Et c'était être ivre tous les jours, pour lui, par lui, de savoir qu'il était là, que je pouvais tout donner, tout offrir, ouvrir
grand les bras que si longtemps il m'avait voulu voir refermer sur eux-mêmes. (p. 33)
[Rohentwurf:]
Da war man so ausgelassen. Und Tag für Tag wie betrunken, für ihn, durch ihn, zu wissen, daß er da war, daß ich alles geben konnte, alles schenken, die Arme weit aufmachen
statt sie, wie er es so lange wollte, mit verschränkten Armen dasitzen.
[Prosaischer:]
So verrückt war das. Jeden Tag eine Art Rausch, für ihn, durch ihn, ihn da zu wissen, daß ich alles geben konnte, alles schenken, die Arme weit aufmachen statt sie, wie er es so
lange wollte, mit verschränkten Armen dasitzen.
[selig als Möglichkeit des Deutschen; Fest statt Rausch ist glaubwürdiger; Arme hängen lassen dt. Entsprechung für refermer sur
eux-mêmes:]
Eine solche Seligkeit. Jeder Tag ein Fest, seinetwegen, von ihm veranlaßt, das Wissen, daß er hier war, daß ich alles geben konnte, alles schenken, die Arme weit aufmachen
anstatt sie, wie er so lange es gewollt hatte, hängen zu lassen.
[Allmählich wird's deutsch:]
Ich war so selig. Jeder Tag ein Fest, seinetwegen, von ihm veranlaßt, das Wissen, daß er hier war, daß ich alles geben konnte, alles schenken, die Arme weit aufmachen anstatt
sie, wie er es so lange gewollt hatte, hängen zu lassen.
[kleine Inkorrektheit in Kauf genommen zugunsten der Binnen-Assonanz seinetwegen – unseretwegen:]
Ich war so selig. Jeder Tag ein Fest, seinetwegen, unseretwegen, ihn einfach hier haben, wissen, daß ich alles geben konnte, alles schenken, die Arme weit aufmachen statt sie, wie er es so
lange gewollt hatte, hängen zu lassen.
[andere Wendung für de savoir qu'il était là bringt große Vereinfachung:]
Ich war so selig. Jeder Tag ein Fest, seinetwegen, unseretwegen, wissen, er ist hier und ich kann alles geben, alles schenken, die Arme weit aufmachen statt sie, wie
er es so lange gewollt hatte, hängen zu lassen.
Syntaxprobleme:
Puisque ce n'est pas comme moi je croyais quand j'étais plus jeune. Puisque les choses changent. Et non comme moi je croyais que rien ne changeait, que rien ne changerait et que tous les
jours vers les deux heures de l'après-midi il trouverait en rentrant du travail la table mise (p. 53)
[Rohentwurf:]
Weil es nicht so ist, wie ich früher glaubte, als ich jünger war. Weil sich die Sachen verändern. Und es nicht so ist, wie ich glaubte, daß sich nichts ändert, daß
sich nie was ändern wird und daß er jeden Nachmittag um zwei Uhr von der Arbeit heimkommt und den Tisch gedeckt vorfindet
[Verschiedene Varianten des Mittelteils:]
1. Weil es nicht so ist, wie ich früher glaubte, als ich jünger war. Weil sich die Dinge verändern. Und nicht, wie ich glaubte, sich nichts ändert, sich nie etwas ändern
wird und er jeden Nachmittag um zwei Uhr von der Arbeit heimkommt und den Tisch gedeckt vorfindet
2. Weil es anders ist, als ich früher glaubte, als ich jünger war. Weil sich die Dinge verändern. Und es nicht so ist, wie ich glaubte, daß sich nichts ändert, daß
sich nie etwas ändern wird und er jeden Nachmittag um zwei Uhr von der Arbeit heimkommt und den Tisch gedeckt vorfindet
3. Weil es anders ist, als ich früher, in jungen Jahren glaubte. Weil sich die Dinge verändern. Und eben nicht sich nichts ändert, sich nie etwas ändert und daß er jeden
Nachmittag um zwei Uhr von der Arbeit heimkommen würde und den Tisch gedeckt vorfindet
[Im ersten Satz nebenbei einen NS eingespart:]
4. Weil es anders ist, als ich es mir früher vorgestellt hab. Weil sich die Dinge verändern. Und das nicht wahr ist, was ich dachte, daß sich nichts ändert, daß sich nie
etwas ändert und er jeden Nachmittag um zwei Uhr von der Arbeit heimkommt und den Tisch gedeckt vorfindet
5. Weil es anders ist, als ich es mir früher vorgestellt hab. Weil sich die Dinge verändern. Und nicht, wie ich mir vorgestellt hab, sich nichts ändert, sich nie etwas ändert
und er jeden Nachmittag um zwei Uhr von der Arbeit heimkommt und den Tisch gedeckt vorfindet
[Rückgriff auf Variante 2 für Beginn des 2. Satzes. Ergibt eine symmetrische Struktur es anders ist – es nicht so ist... Den Charakter lakonische, sukkzessiver
Feststellungen des Originals reproduziert:]
Weil es anders ist, als ich es mir früher vorgestellt hab. Weil sich die Dinge verändern. Und es nicht so ist, wie ich dachte, daß sich nichts
ändert, daß sich nie etwas ändert und er jeden Nachmittag um zwei Uhr von der Arbeit heimkommt und den Tisch gedeckt vorfindet
Wortprobleme: garde, se mettre en -
Syntaxproblem: Spaltsatz
Et moi qui avais vu ça longtemps, cette guerre où se taire c'était se mettre en garde contre les moments des guerres à venir (p. 61)
[cette guerre: Ehe-Krieg]
[Rohentwurf:]
Und ich, die das lange erlebt hatte, diesen Krieg, wo schweigen bedeutet hatte, sich gegen die kommenden Augenblicke des Kriegs zu wappnen
[Vereinfachungsversuche:]
1. Und ich, die das lange erlebt hatte, diesen Krieg, wo Schweigen eine Abwehrmaßnahme bedeutete gegen die Augenblicke zukünftiger Kriege
2. Und ich, die das lange erlebt hatte, diesen Krieg, wo Schweigen Abwehr bedeutete für die Augenblicke zukünftiger Kriege
3. Und ich, die das lange erlebt hatte, diesen Krieg, wo nichts sagen vorbauen hieß für die Momente künftiger Kriege
[Andere Möglichkeiten für qui avais vu ça:]
1. So lange hab ich das haben müssen, diesen Krieg, wo nichts sagen sich vorsehen hieß für die Momente künftiger Kriege
2. So lange hab ich das gehabt, diesen Krieg, wo nichts sagen sich vorsehen hieß für die Momente künftiger Kriege
Und ich hab das lange gehabt, diesen Krieg, wo nichts sagen sich vorsehen hieß für die Momente künftiger Kriege
[Idiomatischere Wendung; auch Satzende weniger hochsprachlich:]
Und wie lange hatte ich das mitgemacht, diesen Krieg, wo man nichts sagte, um weniger angreifbar zu sein bei künftigen Kriegen
Wortprobleme: retour, sans -; faiblesse, la
où, d'un simple mouvement des sourcils, quand il jetait sur mes faiblesses des explications sans retour sur le pourquoi de ses départs, motivant les raisons de notre échec par
ça (p. 61)
[Rohentwurf, z.T. interlinear:]
wo mit einem simplen Hochziehen der Augenbrauen, wenn er über meine Schwachheiten der Erklärungen warf unwiderbringlich ohne Widerrede über das Warum seiner Fluchten, [motivant] die
Gründe unseres Scheiterns durch das
[erster Teil idiomatischer, Versuche für zweiten Teil:]
wo er bloß die Augenbrauen hochzog, wenn die unangreifbaren Erklärungen über das Warum seines Weggehens auf meine Schwächen warf, und das waren dann auch die Gründe
unseres Scheiterns
[Problem quand il jetait...]
wo er bloß die Augenbrauen hochzog, wenn er meine Schwächen mit unangreifbaren Erklärungen über das Warum seines Weggehens bewarf, und damit war dann auch unser Scheitern
erklärt
[motivant wie in vorletzter Variante:]
wo er bloß die Augenbrauen hochzog, wenn er meine Schwächen mit unangreifbaren Erklärungen über das Warum seines Weggehens bewarf, und das waren dann auch die Gründe
unseres Scheiterns
[Relativsatz bringt den Schlußteil stärker zur Geltung:]
wo er bloß die Augenbrauen hochzog, wenn er meine Schwächen mit unangreifbaren Erklärungen über das Warum seines Weggehens bewarf, die dann auch die Gründe unseres
Scheiterns waren
[die auch schon gibt die Ironie wieder:]
wo er bloß die Augenbrauen hochzog, wenn er mit unanfechtbaren Erklärungen über das Warum seines Weggehens auf meine Schwächen abzielte, die auch
schon die Gründe unseres Scheiterns waren
Ausgefallene Metapher
et pour lui qui avait travaillé tout le temps, comment ce serait d'apprendre à ne pas travailler, avoir la journée pour soi, sur soi, et les heures qui s'écrivent sur
le cadran. (p. 63)
[Rohentwurf:]
und wie das für ihn sein wird, nachdem er die ganzen Jahre über gearbeitet hatte, wie das sein wird, wenn er lernen muß, nicht zur Arbeit zu gehen, den Tag für sich zu haben,
vor sich, und die Stunden schleichen über's Zifferblatt
und wie das für ihn sein wird, nachdem er die ganzen Jahre über gearbeitet hat und nun lernen muß, nicht zur Arbeit zu gehen, den Tag für sich zu haben, vor sich, und die
Stundenzeiger schleichen über's Zifferblatt
[Dichterische Freiheit]
und wie das für ihn sein wird, nachdem er die ganzen Jahre über gearbeitet hat und nun lernen muß, nicht zur Arbeit zu gehen, den Tag für sich zu
haben, vor sich, und die Stunden kleben am Zifferblatt.
Wortprobleme: dehors, le
C'était le seul dehors qui existait et, c'est peut-être idiot, cette fierté que j'avais à vouloir parler de ce que je faisais. De qui j'étais qu'il n'avait jamais
vue. (p. 67)
[Der Autor, befragt zum Verständnis des 2. Satzes: La phrase se découpe: de qui/ j'étais// qu'il n'avait/ jamais vu ((a+b) + (a+b)) + ((a + (b+c)) + (b+c) + a))]
[Rohentwurf:]
Es war das einzige Draußen, das es gab, und vielleicht ist das blöd, dieser Stolz, den ich hatte, von dem zu reden, was ich machte. Wovon ich die war, die er nie gesehen hat.
[Herumprobieren:]
1. Ein Draußen gab es ja sonst nicht und vielleicht ist das läppisch, aber ich war mächtig stolz und wollte erzählen können, was ich machte. Über die, die ich war
und die er nie zu Gesicht bekommen hatte.
2. Ein Draußen gab es ja sonst nicht und vielleicht ist dieser Stolz läppisch, aber ich wollte reden darüber, was ich tat. Wer ich dort für ihn unbekannterweise war.
3. Ein Draußen gab es ja sonst nicht und vielleicht ist dieser Stolz läppisch, aber ich wollte reden darüber, was ich tat. Wer ich dort war und die er nicht kannte.
[Nimmt Formen an:]
Ein Draußen gab's ja sonst nicht und vielleicht ist dieser Stolz läppisch, aber ich wollte reden über das, was ich tat. Was ich war und er überhaupt nicht kannte.
[Apposition cette fierté des Originals ist reproduzierbar:]
Ein Draußen gab's ja sonst nicht und vielleicht ist das läppisch, dieser Stolz, aber ich wollte reden über das, was ich tat. Was ich war, aber er nie gesehen hatte.
[Auch für den zweiten Satz taucht eine Möglichkeit auf:]
Ein Draußen gab's ja sonst nicht und vielleicht ist das läppisch, dieser Stolz, aber ich wollte reden über das, was ich tat. Was ich war und er nicht kannte.
[Nun wirkt er auf den ersten Blick befremdlich und ist trotzdem deutsch:]
Ein Draußen gab's ja sonst nicht und vielleicht ist das läppisch, dieser Stolz, aber ich wollte reden über das, was ich tat. Was ich war und er nie
gesehen hatte.
Wortprobleme: menton relevé
Unübliche Metapher: expression qui s'est fermée
Dans son menton relevé, l'air de mépris, et dans la bouche cette expression qui s'est fermée de dire: maintenant tout va bien, c'est bien, vous êtes bien (p. 72)
[Der Autor: C'est vrai que l'expression "s'est fermée pour dire" est paradoxale, que la logique voudrait "formée". Mais l'idée était d'accentuer le visage qui se ferme,
les idées qui se forment dans la tête mais que la bouche retient derrière les lèvres. En fait, ici, dire c'est plutôt dire à soi-même, pour
soi-même. Sauf qu'à la la fin du paragraphe on comprend que les mots ont quand même étaient dits.]
[Rohentwurf:]
Das vorgeschobene Kinn, die verächtliche Miene, und der Mund mit diesem Ausdruck, um zu sagen: ist ja alles bestens, schön, schön für euch
[tastende Versuche mit sukzessiver „Klärung“ der Syntax:]
1. Sein vorgeschobenes Kinn nichts als Verachtung, der Mund heruntergezogen, als er sagt: ist ja alles bestens, schön, schön für euch
2. Diese Verachtung im vorgeschobenen Kinn, dieser heruntergezogene Mund, der sagt: ist ja alles bestens, schön, schön für euch
[Nebengeordnete Substantive statt Subordinationen:]
Diese Verachtung, das vorgeschobene Kinn, der heruntergezogene Mund, der sagt: jetzt wird alles wieder gut, schön, schön für euch
[Näher an den Wortlaut des Originals:]
Diese Verachtung, das vorgeschobene Kinn, und im Mund diese Worte, die er nicht herausläßt: ist ja alles wieder gut jetzt, schön, schön für euch
[Fremdartigkeit der Metapher nicht reproduziert, doch wenigstens der Sinn recht nahe:]
Diese Verachtung, das vorgeschobene Kinn, und im Mund diese Worte, die nicht herausdürfen: ist ja alles wieder gut jetzt, schön, schön für
euch
Wortprobleme: se servir de qn contre qn
Mais aussi: il ne prendra pas mes enfants. Mais aussi: il ne se servira pas d'eux contre moi. (p. 109)
[gemeint: der Ehemann, wenn er auszieht]
[Varianten:]
1. Aber auch: meine Kinder bekommt er nicht. Aber auch: er hetzt sie nicht gegen mich auf
2. Aber auch: meine Kinder bekommt er nicht. Aber auch: er bringt sie nicht gegen mich auf
3. Aber auch: meine Kinder bekommt er nicht. Aber auch: er setzt sie nicht gegen mich ein
[Appellativer Charakter des Satzes verträgt kein isoliertes Suffix am Satzende:]
Aber auch: meine Kinder bekommt er nicht. Aber auch: er benützt sie nicht gegen mich
[Am wirksamsten als „dickes Ende“: das nicht :]
Aber auch: meine Kinder kriegt er nicht. Aber auch: gegen mich benützt er sie nicht
[>> Seitenanfang]
|