Aus den Kladden zur Übersetzung von
Jean Rouaud, Der Porzellanladen (Piper 2000)
Originaltitel: Pour vos cadeaux (Minuit 1998)




Wortprobleme: donner de ses nouvelles; s'étonner que


Elle ne lira pas ces lignes, la petite silhouette ombreuse, dont on s'étonnait qu'elle pût traverser trois livres sans donner de ses nouvelles – ou si peu (p. 9)


[Rohentwurf:]

Sie wird diese Zeilen nicht lesen, die kleine schattenhafte Gestalt, über die man sich wunderte, daß sie durch drei Bücher gehen konnte, ohne etwas über sich zu sagen – oder so wenig


[erstaunt vermerkte als kürzere und prägnantere Übersetzung für dont on s'étonnait que:]

Sie wird diese Zeilen nicht lesen, die kleine schattenhafte Gestalt, von der man erstaunt vermerkte, daß sie durch drei Bücher gehen konnte, ohne etwas über sich zu sagen – oder nur so wenig


[Konjunktion und statt ohne + erw. Infinitiv:]

Sie wird diese Zeilen nicht lesen, die kleine schattenhafte Gestalt, von der man erstaunt vermerkte, daß sie durch drei Bücher gehen konnte und von sich nichts erzählen – oder kaum etwas


[nichts – oder fast nichts: je näher die Wörter beieinander stehen, desto stärker der Bezug; Umstellung schattenhafte kleine Gestalt statt kleine schattenhafte auf Vorschlag der Lektorin H. Sieher:]

Sie wird diese Zeilen nicht lesen, die schattenhafte kleine Gestalt, von der man erstaunt vermerkte, daß sie durch drei Bücher gehen konnte und von sich selbst nichts erzählen – oder fast nichts



Wortprobleme: la charité; être dans l'ordre de


Et qu'il fût definitif, ce n'était que la conséquence de l'attente vaine d'un signe de compassion dont on estimait en cette circonstance particulière qu'il eût été dans l'ordre de la charité qu'il se manifestât. (p. 9)

[définitiv bezieht sich auf le sommeil le plus profond (= der Tod) im vorangehendem Satz]


[Rohentwurf:]

Und daß es kein Aufwachen gab, war nur die Folge davon, daß man vergeblich auf ein Zeichen des Mitleids gewartet hatte, das man bei der Schwere des Anlasses für der Barmherzigkeit angemessen gehalten hätte.


['kein Aufwachen' nicht gut, ist expliziter als das Original; 'conséquence' => adverbial, schon weil 'attente' nicht substantivisch wiederzugeben ist:]

Und wenn er endgültig war, dann deshalb, weil man vergeblich auf ein Zeichen des Mitleids gewartet hatte und man der Meinung war, es hätte in diesem besonderen Fall durchaus der Barmherzigkeit entsprochen.


[Weil Zuordnung von 'es hätte' unklar ist:]

Und wenn dieser endgültig war, dann deshalb, weil man vergeblich auf ein Zeichen des Mitleids gewartet hatte und man der Meinung war, daß ein solches Zeichen in diesem besonderen Fall der Barmherzigkeit entspräche.


[Syntaktische Markierung durch Relativpronomen am Satzanfang ist ausreichend, sogar effektvoller; außerdem entfällt das umständlich dann deshalb, weil:]

Der endgültig war, weil man vergeblich auf ein Zeichen des Mitleids gewartet hatte und man meinte, ein solches Zeichen hätte in diesem besonderen Fall der Barmherzigkeit entsprochen.



Wortproblem: accueillir

Syntaxproblem: gewollte Umständlichkleit


la perte d'un homme ... et pas de n'importe quel homme comme tous les autres hommes, non, de son homme premier et dernier, le seul qu'elle ait accueilli en elle (p. 10)


[Rohentwurf:]

der Verlust eines Mannes, und nicht irgendeines beliebigen Mannes, nein, ihres ersten und letzten Mannes, des einzigen, den sie zu sich einließ,


[Versuch, die gewollte Umständlichkeit des Originals wiederzugeben:]

der Verlust eines Mannes, und nicht eines beliebigen Mannes, der wie alle anderen wäre, nein, ihres ersten und letzten Mannes, des einzigen, den sie zu sich einließ,


[Das durch den NS ohnehin erforderliche Plusquamperfekt reproduziert sie noch besser:]

der Verlust eines Mannes, und nicht irgendeines Mannes, der wie alle anderen gewesen wäre, nein, ihres ersten und letzten Mannes, des einzigen, den sie zu sich einließ



Wortprobleme: miraculé; la lucidité

Syntaxproblem: Satzsymmetrie, Verdoppelung der Aussage durch zwei NS


Ainsi nous savions que nous étions des miraculés, que notre vie n'avait tenu qu'à la lucidité et au courage du cousin (p. 15)


[Rohentwurf:]

So wußten wir, daß wir knapp dem Tode entronnen waren, daß wir unser Leben der Geistesgegenwart eines couragierten Cousins verdankten,


[Probleme: 'miraculé: ist nicht nur metaphorisch, sondern auch buchstäblich gemeint:]

So wußten wir, daß wir wie durch ein Wunder dem Tode entronnen waren, daß wir unser Leben der Geistesgegenwart eines couragierten Cousins verdankten


[prägnanter:]

So wußten wir, daß wir unser Leben einem Wunder verdankten, daß es nur von der Geistesgegenwart eines couragierten Cousins abhing,


[das Verb verdanken bedient idiomatisch sehr gut beide NS, die Endstellung im Satz bringt es zur Geltung; als „Scharnier“ zumindest eingefügt:]

So wußten wir, daß wir unser Leben einem Wunder, zumindest der Geistesgegenwart eines couragierten Cousins verdankten



Wortprobleme: histoire, faire toute une - de qch


En conséquence de quoi on ne va pas en faire toute une histoire (p. 28)


[im Prinzip eine ganze Reihe von Möglichkeiten:]

Also braucht man daraus keine solche Geschichte zu machen.

Also braucht man daraus auch keine Affäre zu machen.

Weswegen man daraus auch keine Affäre zu machen braucht.


[die kürzeste ist eindeutig die beste:]

Also braucht man daraus keine Affäre zu machen.



Wortprobleme: tout se passe comme si; le leadership; s'arranger pour

Syntaxproblem: comme si


Car tout se passe comme si notre père, par son départ précoce à quarante et un ans, s'était arrangé pour conserver le leadership établi de son vivant. (p. 28)


[Suche nach Möglichkeiten für 'leadership'::]

Denn es sieht ganz danach aus, als ob unser Vater durch sein frühes Hinscheiden mit einundvierzig Jahren es fertiggebracht hätte, seine im Leben erworbene Führungsrolle / dominante Stellung / tonangebende Rolle beizubehalten.


[Problem 'établi de son vivant'::]

Denn es sieht ganz danach aus, als ob unser früh, mit einundvierzig Jahren, von uns gegangener Vater es fertiggebracht hätte, die Führungsrolle beizubehalten, die er zu Lebzeiten innehatte.


[Problem 'départ précoce à quarante ans', zwei Varianten:]

1. Denn es sieht ganz danach aus, als ob unser mit einundvierzig Jahren schon von uns gegangener Vater es fertiggebracht hätte, die Führungsrolle beizubehalten, die er zu Lebzeiten innehatte.

2. Es sieht ganz danach aus, als ob unser Vater durch seinen frühen Tod mit einundvierzig Jahren es fertigbrächte, auch jetzt noch die Hauptfigur zu sein, die er zu Lebzeiten war.


[Problem 's'était arrangé pour'; zwei Varianten:]

1. Es sieht ganz danach aus, als ob unser Vater durch seinen frühen Tod mit einundvierzig Jahren erreicht hätte, auch jetzt noch die Hauptfigur zu sein, die er zu Lebzeiten war.

2. Es sieht ganz danach aus, als ob unser Vater durch seinen frühen Tod mit einundvierzig Jahren das Kunststück geschafft hätte, auch jetzt noch die Hauptfigur zu sein, die er zu Lebzeiten war.


[Versuch, den Satz lesbarer zu machen, indem das Verb direkt auf Subjekt folgt::]

Es sieht ganz danach aus, als ob es unserem Vater gelungen sei, durch seinen frühen Tod mit einundvierzig Jahren auch jetzt noch die Hauptfigur zu sein, die er zu Lebzeiten war.


[Satzrhythmus ist klappernd. Durch andere Lösung für 'comme si' wird ein NS eingespart:]

Offensichtlich hat es unser Vater durch seinen frühen Tod mit einundvierzig Jahren fertiggebracht, auch jetzt noch die Hauptfigur zu sein, die er zu Lebzeiten war.



Wortprobleme: au point que; le décompte (fig.)


Dans ce corps à corps, elle douta longtemps d'avoir un jour le dessus, au point qu'il lui sembla que le décompte était entamé qui la verrait, avant un an, toucher définitivement le fond de sa vie de se deux épaules. (p. 45)


[Rohentwurf::]

Lange glaubte sie nicht daran, diesen Zweikampf einmal gewinnen zu können, ihr schien sogar, daß ihre Tage gezählt seien und ihre Lebenskraft in weniger als einem Jahr zur Neige gehen würde.


[Problem 'au point que'::]

Lange glaubte sie nicht daran, diesen Zweikampf einmal gewinnen zu können, ihr schien im Gegenteil, daß ihre Tage gezählt seien, weil ihre Lebenskraft in weniger als einem Jahr zur Neige gehen würde.


[weshalb für au point que; bessere Lösung für 'décompte':]

Lange glaubte sie nicht daran, in diesen Zweikampf einmal siegen zu können, weshalb sie überzeugt war, daß dies der Anfang von ihrem Ende sei und ihre Lebenskraft in weniger als einem Jahr zur Neige gehen würde.


[war vielmehr für au point que, ermöglicht eine klare Satzstruktur::]

Lange Zeit glaubte sie nicht daran, in diesem Zweikampf je siegen zu können, war vielmehr überzeugt, daß dies der Anfang von ihrem Ende sei und ihre Lebenskraft in weniger als einem Jahr zur Neige gehen würde.



Wortprobleme: procéder de; la source de (fig.); le chagrin


Voilà d'où nous procédons. Ce chagrin sacré, c'est notre source noire. (p. 46)


[Rohentwurf]

Von hier aus nehmen wir unseren Anfang. Dieser heilige Verlustschmerz ist unser schwarzer Ursprung.


[Chance des deutschen Wortes der Quell, vgl. Gr. Duden, Band 2: Urgrund, Ursprung von etwas, was als Wert empfunden wird: der Quell des Lebens – Anspielung darauf ist berechtigt:]

Von da nehmen wir unseren Ursprung. Diese heilige Trauer ist unser schwarzer Quell.


[kürzer:]

Hier haben wir unseren Ursprung. Diese heilige Trauer ist unser schwarzer Quell.


[Die kürzeste und zugleich einfachste Lösung wirkt am stärksten!]

Hier ist unser Ursprung. Diese heilige Trauer ist unser schwarzer Quell.



Wortproblem: accent fougeux

Stilproblem: Satz mit typischem Rouaud-Humor


d'une voix de baryton d'opérette, modulant exagérément son chant de telle sorte que dans les pianissimos on se demandait s'il ne lui était pas arrivé quelque chose, avant qu'un accent fougueux trois mesures plus loin nous rassure (p. 63)


[Rohentwurf:]

mit einer Operetten-Baritonstimme und seinen Gesang so übertrieben modulierend, daß man sich bei den Pianissimos schon Sorgen um ihn machte, aber ein dramatischer Akzent drei Takte später beruhigte uns wieder


[Bestimmung drei Takte später: schlechter Wegweiser:]

mit einer Operetten-Baritonstimme und seinen Gesang so übertrieben modulierend, daß man sich bei den Pianissimos schon Sorgen um ihn machte, doch drei Takte später folgte ein dramatischer Akzent und wir waren beruhigt


[Versuch mit man als gemeinsamem Subjekt:]

mit Operetten-Baritonstimme und den Gesang so übertrieben modulierend, daß man sich bei den Pianissimos schon Sorgen um ihn machte, aber drei Takte später durch einen dramatisches Fortissimo gleich wieder beruhigt war


[nicht überzeugend; bessere Lösung für 'modulant': jetzt ein Substantiv-Paar:]

mit Operetten-Baritonstimme und so exzessiver Dynamik, daß man sich bei den Pianissimos schon Sorgen um ihn machte, doch drei Takte danach kam ein dramatisches Fortissimo und wir waren beruhigt


['kam' ist schwacher Wegweiser:]

mit Operetten-Baritonstimme und so übertriebener Dynamik, daß man sich bei den Pianissimos schon Sorgen um ihn machte, doch drei Takte später folgte ein dramatisches Fortissimo und wir waren beruhigt



Syntaxproblem: kniffligster Teil eines längeren, stark verschachtelten Satzes.


notre mère, il semble ... que le moment venu – qui eût pu sans ce drame ne pas venir, nous dissimulant alors un autre drame dont on n'eût jamais rien su, celui d'une vie en sommeil – elle n'avait eu, privée si longtemps du poids de la parole et se rappelant les roulements de tambour de la télévision destinés à retenir son souffle dans les parages de la mort (p. 65)


[Versuch, die Hauptbotschaft im Satz weiter nach vorne zu rücken:]

und als verfüge sie, so lange der Macht des Wortes beraubt und sich an die Trommelwirbel im Fernsehen erinnernd, die sie angesichts tödlicher Gefahr in atemlose Spannung versetzen sollten, jetzt, da ihre Stunde gekommen ist – die ohne diese Tragödie möglicherweise nie gekommen wäre, und dann hätten wir von einer anderen Tragödie, nämlich daß ein Leben verschlafen wurde, nie etwas erfahren –, nur über dieses höchst primitive Mittel, um auf ihr Betreten der Welt aufmerksam zu machen


[Untauglich. Versuch, das il semble hinter den Einschub zu rücken:]

und als jetzt ihre Stunde gekommen ist – die ohne diese Tragödie möglicherweise nie gekommen wäre, und dann hätten wir von einer anderen Tragödie, nämlich daß ein Leben verschlafen wurde, nie etwas erfahren –, scheint es, als verfüge sie, so lange der Macht des Wortes beraubt und sich an die Trommelwirbel im Fernsehen erinnernd, die sie angesichts tödlicher Gefahr in atemlose Spannung versetzen sollten, nur über dieses eine primitive Mittel, um auf ihr Betreten der Welt aufmerksam zu machen


[das Verb zu verfügen muß bei der zugehörigen Bestimmung über dieses ... Mittel stehen. Genaue Befolgung der Regel „bekannt vor unbekannt“ bringt die Lesbarkeit:]

und als jetzt ihre Stunde gekommen ist – die ohne diese Tragödie möglicherweise nie gekommen wäre, und dann hätten wir von einer anderen Tragödie, nämlich daß ein Leben verschlafen wurde, nie etwas erfahren –, scheint sie, so lange der Macht des Wortes beraubt und sich an die Trommelwirbel im Fernsehen erinnernd, die angesichts tödlicher Gefahr atemlose Spannung hervorrufen sollten, nur über dieses eine primitive Mittel zu verfügen, um auf ihren Eintritt in die Welt aufmerksam zu machen



Wortprobleme: source de chagrin; terne; affronter


Mais avait-elle à ce point le souvenir douloureux de ces bonheurs enfuis que se retourner était pour elle une source de chagrin? Avait-elle besoin de ce blanc volontaire de la mémoire pour ne pas entamer son courage au moment d'affronter un terne quotidien? (p. 79)


[Spontaner Einfall für blanc volontaire de la mémoire und entamer son courage:]

War denn die Erinnerung an dieses entschwundene Glück für sie so schmerzlich, daß ihr das Zurückblicken Kummer bereitete? Brauchte sie diese Tabula rasa, um nicht wankend zu werden, als sie einem freudlosen Alltag entgegensah?


[Problem souvenir douloureux; andere Möglichkeit für affronter:]

War denn die Erinnerung an dieses entschwundene Glück für sie so schmerzlich, daß sie nur betrübt zurückblicken konnte? Brauchte sie diese Tabula rasa, um nicht wankend zu werden, als sie sich für einen eintönigen Alltag wappnete?


[Andere Lösung für se retourner - source de chagrin ermöglicht klarere Satzstruktur:]

Aber war die Erinnerung an dieses entschwundene Glück so schmerzlich, daß sie litt, wenn sie zurückblickte? Brauchte sie diese Tabula rasa, um nicht wankend zu werden, da sie einem freudlosen Alltag entgegensah?



Wortprobleme: condamner à (fig.)


Mais il est une autre chose qui la condamne comme Orphée à ne pas se retourner (p. 79)


[Rohentwurf:]

Aber da ist etwas anderes, was ihr wie Orpheus verbietet, sich umzudrehen


[Statt der um zu-Konstruktion::]

Aber da ist etwas anderes, was ihr wie Orpheus das Zurückschauen verbietet


[Der Name muß im Nominativ stehen, weil der Dativ ohne Artikel nicht zu erkennen ist:]

Aber da ist etwas anderes, weswegen sie sich wie Orpheus nicht umdrehen darf



Wortproblem: en être fait de qn


Et puis, en y réfléchissant, il vous apparaît que s'il avait vécu, c'en était fait de vous. (p. 85)


[Rohentwurf:]

Und wenn man nachdenkt, muß man sich auch sagen, daß man selbst den Kürzeren gezogen hätte, wäre er am Leben geblieben.


[Andere Möglichkeit für c'en était fait...:]

Und wenn man etwas nachdenkt, muß man sich auch sagen, daß man selbst das Nachsehen gehabt hätte, wäre er am Leben geblieben.


[Möglichkeiten für en y réfléchissant:]

Und richtig bedacht, mußt du dir auch sagen, daß du das Nachsehen gehabt hättest, wäre er am Leben geblieben.


Und schließlich mußt du dir auch sagen, daß du das Nachsehen gehabt hättest, wäre er am Leben geblieben.


[Einschub von dem daß erleichtert die Orientierung :]

Und schließlich mußt du dir auch sagen, daß, wäre er am Leben geblieben, du das Nachsehen gehabt hättest.


[Andere Wiedergabe von de vous:]

Und schließlich muß man sich auch sagen, daß, wäre er am Leben geblieben, man selbst das Nachsehen gehabt hätte.



Wortproblem: qu'est-ce qu'il ne faut pas entendre (loc.)

Syntaxprobleme: Wortfolge, Dickes Ende


Et dans le tam-tam tragique de notre mère en ce lendemain de Noël, martelant de ses poings le mur mitoyen, appelant Emile à son secours, qu'est-ce qu'il ne faut pas entendre? (p. 87)


[Der Autor, befragt zu qu'est-ce qu'il ne faut pas entendre: C'est une expression populaire, voisine de „il vaut mieux être sourd que d'entendre une chose pareille“, qui ici, prise à la lettre, joue avec l'idée de refoulement, d'un message subliminal qu'on ne veut pas entendre, ce que la suite tente de décrypter.:]


[Rohentwurf, ohne Spaltsatz:]

Und was soll man sonst noch heraushören aus dem dramatischen Getrommel unserer Mutter, die an diesem Nachweihnachtstag mit ihren Fäusten die Trennwand zwischen den Häusern bearbeitete und Emile zu Hilfe rief?


[Reihenfolge der Bestimmungen in der 2. Satzhälfte nach der Regel „bekannt vor unbekannt“:]

Und was soll man sonst noch heraushören aus dem dramatischen Getrommel unserer Mutter, die an diesem Nachweihnachtstag die Trennwand zwischen den Häusern mit ihren Fäusten bearbeitete und Emile zu Hilfe rief?


[Diese Reihenfolge auf den ganzen Satz angewendet: die eigentliche Botschaft am Schluß, wie im Originalsatz. – überhören statt heraushören, um der idée de refoulement Rechnung zu tragen:]

Und klingt im dramatischen Getrommel unserer Mutter, die an jenem Tag nach Weihnachten die Trennwand zwischen den Häusern mit ihren Fäusten bearbeitete und Emile zu Hilfe rief, nicht auch etwas mit, was man gerne überhört hätte?



Syntaxproblem: Rattenschwanz an Bestimmungen


si bien qu'une fois tous les deux ou trois mois, un jeudi, maman prend le car qui assure la navette entre Campbon et Nantes, conduit par son propriétaire dont le nom scolairement calligraphié s'étale sur la carrosserie (p. 100)

[Teil eines langen Satzes]


[Rohentwurf:]

so daß Mama alle zwei oder drei Monate an einem Donnerstag den vom Eigentümer, dessen Namenszug in Schülerschrift auf der Karosserie prangt, eigenhändig gesteuerten Bus von Campbon nach Nantes besteigt


[Erster Versuch ohne NS-Konstruktion:]

so daß Mama alle zwei oder drei Monate an einem Donnerstag den vom Eigentümer eigenhändig gesteuerten und in Schülerschrift mit seinem Namen versehenen Bus von Campbon nach Nantes besteigt


[Mit doppeltem Relativsatz:]

weshalb unsere Mama alle zwei oder drei Monate den donnerstags zwischen Campbon und Nantes verkehrenden Bus besteigt, den der Eigentümer quer über die Karosserie mit seinem Namenszug in Schönschrift bemalt hat und eigenhändig steuert,


[Abfolge der Bestimmungen optimieren:]

weshalb unsere Mama alle zwei oder drei Monate den donnerstags zwischen Campbon und Nantes verkehrenden Bus besteigt, den der Eigentümer quer über die Karosserie in Schönschrift mit seinem Namenszug bemalt hat und eigenhändig steuert,


[Durch das bildhaftere Verb bemalt kann die Bestimmung sur la carrosserie entfallen; so geht es doch ohne Relativsätze:]

weshalb unsere Mama alle zwei oder drei Monate donnerstags den vom Eigentümer selbst gesteuerten und in Schülerschrift mit seinem Namenszug bemalten Bus von Campbon nach Nantes besteigt



Wortproblem: Pas de quoi en faire un drame (loc.)


Pas de quoi en faire un drame. (p. 104)


[Mögliche Varianten, bei denen aber der Ellipse-Charakter verlorengeht:]

Sich darüber aufzuregen, lohnt sich nicht.

Ein Drama daraus zu machen, lohnt sich nicht.


[Daß die Partikel jedenfalls einen NS ersparen kann, steht in keinem Wörterbuch:]

Ein Drama ist es jedenfalls nicht.



Wortprobleme: percevoir; l'imminence

Stilproblem: Rouaudscher Humor


Mais cette fois nous y sommes. La stupeur est telle que nous ne percevons que l'imminence de la fin du monde. (p. 108)


[Rohentwurf:]

Doch nun haben wir verstanden. Wir sind so entsetzt, daß wir nur noch das nahe Ende der Welt sehen können.


[Varianten, Varianten...:]

1. Doch nun haben wir verstanden. Der Schock ist so groß, daß in unserer Wahrnehmung gleich die Welt untergehen wird.


2. Doch nun haben wir verstanden. Der Schock ist so groß, daß wir schon die Welt untergehen sehen.


3. Doch nun haben wir verstanden. Der Schock ist so groß, daß für uns demnächst die Welt untergeht.


4. Doch nun haben wir verstanden. Der Schock ist so groß, daß für uns eine Welt untergeht.


5. Doch nun haben wir verstanden. Der Schock ist so groß, daß wir nichts anderes mehr sehen als den Weltuntergang.


[Als Lockerungsübung:]

6. Doch nun haben wir verstanden. Der Schock sitzt so tief, daß wir nur noch Weltuntergang verstehen.


[Das Deutsche ... nur noch + Infinitiv-Verb + kann hat eine seltsame Kraft:]

Doch nun haben wir verstanden. Der Schock ist so groß, daß für uns nur noch die Welt untergehen kann.


[Korrektur: Im Original steht: cette fois, und das ist besser:]

Doch diesmal haben wir verstanden. Der Schock ist so groß, daß für uns nur noch die Welt untergehen kann.



Wortproblem: avoir mieux à faire

Syntaxproblem: Partizipien mit nachfolgenden Bestimmungen


comme si elle cherchait à combler son retard, ayant tellement mieux à faire que de prendre littérairement la pose, nous suggérant à son passage éclair dans le couloir, par la porte ouverte de la cuisine où nous sommes attablés (p. 113)


[Rohentwurf; für 'ayant mieux à faire' gleich eine gangbare Lösung gesucht:]

als wollte sie ihre Verspätung aufholen, nie auch nur einen Gedanken daran verschwendend, sich literarisch in Pose zu setzen, und im Gang vorüberhuschend ruft sie uns durch die offene Tür in die Küche zu, wo wir am Tisch sitzen,


[Symmetrie mit Partizip Präsens klarer herausarbeiten:]

als wollte sie ihre Verspätung aufholen, nicht im Traum daran denkend, sich literarisch in Pose zu setzen, uns vom Gang aus durch die offene Tür in die Küche, wo wir am Tisch sitzen, zurufend


[2. Partizip soll nicht isoliert dastehen:]

als wollte sie ihre Verspätung aufholen, nie auch nur einen Gedanken daran verschwendend, sich literarisch in Pose zu setzen, uns vom Gang aus im Vorüberhuschen durch die offene Tür in die Küche zurufend, wo wir am Tisch sitzen,


[Reihenfolge der Bestimmungen optimieren:]

als wollte sie ihre Verspätung aufholen, nie auch nur einen Gedanken daran verschwendend, sich literarisch in Pose zu setzen, uns im Vorüberhuschen vom Gang aus durch die offene Tür in die Küche zurufend, wo wir am Tisch sitzen,