Aus den Kladden zur Übersetzung von
Jean Rouaud, Der Porzellanladen (Piper 2000)
Originaltitel: Pour vos cadeaux (Minuit 1998)
Wortprobleme:
donner de ses nouvelles; s'étonner que
Elle ne lira pas ces lignes, la petite silhouette
ombreuse, dont on s'étonnait qu'elle pût
traverser trois livres sans donner de ses nouvelles – ou si peu (p. 9)
[Rohentwurf:]
Sie wird diese Zeilen nicht lesen, die kleine
schattenhafte Gestalt, über die man sich
wunderte, daß sie durch drei Bücher gehen konnte, ohne etwas über sich
zu sagen –
oder so wenig
[erstaunt
vermerkte als kürzere und prägnantere Übersetzung für dont
on s'étonnait que:]
Sie wird diese Zeilen nicht lesen, die kleine
schattenhafte Gestalt, von der man erstaunt vermerkte, daß sie durch
drei Bücher gehen konnte, ohne etwas über sich zu
sagen – oder nur so wenig
[Konjunktion
und statt ohne + erw.
Infinitiv:]
Sie wird diese Zeilen nicht lesen, die kleine
schattenhafte Gestalt, von der man erstaunt vermerkte, daß sie durch
drei Bücher gehen konnte und von sich nichts erzählen – oder kaum etwas
[nichts
– oder fast nichts: je näher die Wörter beieinander stehen,
desto stärker der Bezug; Umstellung schattenhafte kleine
Gestalt statt kleine
schattenhafte auf Vorschlag der Lektorin H. Sieher:]
Sie
wird diese Zeilen nicht lesen, die schattenhafte kleine Gestalt, von
der man erstaunt vermerkte, daß sie durch drei Bücher gehen konnte und
von sich selbst nichts
erzählen – oder fast nichts
Wortprobleme:
la charité; être dans l'ordre de
Et qu'il fût definitif, ce n'était que la conséquence de
l'attente vaine d'un signe de
compassion dont on estimait en cette circonstance particulière qu'il
eût été dans l'ordre
de la charité qu'il se manifestât. (p. 9)
[définitiv
bezieht sich auf le sommeil le plus profond
(= der Tod) im vorangehendem Satz]
[Rohentwurf:]
Und daß es kein Aufwachen gab, war nur die Folge davon,
daß man vergeblich auf ein
Zeichen des Mitleids gewartet hatte, das man bei der Schwere des
Anlasses für der
Barmherzigkeit angemessen gehalten hätte.
['kein
Aufwachen' nicht gut, ist expliziter als das Original; 'conséquence' => adverbial, schon
weil 'attente'
nicht substantivisch wiederzugeben ist:]
Und wenn er endgültig war, dann deshalb, weil man
vergeblich auf ein Zeichen des
Mitleids gewartet hatte und man der Meinung war, es hätte in diesem
besonderen Fall
durchaus der Barmherzigkeit entsprochen.
[Weil
Zuordnung von 'es hätte' unklar ist:]
Und wenn dieser endgültig war, dann deshalb, weil man
vergeblich auf ein Zeichen
des Mitleids gewartet hatte und man der Meinung war, daß ein solches
Zeichen in
diesem besonderen Fall der Barmherzigkeit entspräche.
[Syntaktische
Markierung durch Relativpronomen am Satzanfang ist ausreichend, sogar
effektvoller;
außerdem entfällt das umständlich dann deshalb, weil:]
Der
endgültig war, weil man vergeblich auf ein Zeichen des Mitleids
gewartet hatte und
man meinte, ein solches Zeichen hätte in diesem besonderen Fall der
Barmherzigkeit
entsprochen.
Wortproblem:
accueillir
Syntaxproblem:
gewollte Umständlichkleit
la perte d'un homme ... et pas de n'importe quel homme
comme tous les autres
hommes, non, de son homme premier et dernier, le seul qu'elle ait
accueilli en elle (p.
10)
[Rohentwurf:]
der Verlust eines Mannes, und nicht irgendeines
beliebigen Mannes, nein, ihres ersten
und letzten Mannes, des einzigen, den sie zu sich einließ,
[Versuch,
die gewollte Umständlichkeit des Originals wiederzugeben:]
der Verlust eines Mannes, und nicht eines beliebigen
Mannes, der wie alle anderen
wäre, nein, ihres ersten und letzten Mannes, des einzigen, den sie zu
sich einließ,
[Das durch
den NS ohnehin erforderliche Plusquamperfekt reproduziert sie noch
besser:]
der
Verlust eines Mannes, und nicht irgendeines Mannes, der wie alle
anderen gewesen wäre, nein, ihres ersten und letzten Mannes, des
einzigen, den sie zu sich einließ
Wortprobleme:
miraculé; la lucidité
Syntaxproblem:
Satzsymmetrie, Verdoppelung der Aussage durch zwei NS
Ainsi nous savions que nous étions des miraculés, que
notre vie n'avait tenu qu'à la
lucidité et au courage du cousin (p. 15)
[Rohentwurf:]
So wußten wir, daß wir knapp dem Tode entronnen waren,
daß wir unser Leben der
Geistesgegenwart eines couragierten Cousins verdankten,
[Probleme:
'miraculé: ist nicht nur metaphorisch, sondern auch buchstäblich gemeint:]
So wußten wir, daß wir wie durch ein Wunder dem Tode
entronnen waren, daß wir
unser Leben der Geistesgegenwart eines couragierten Cousins verdankten
[prägnanter:]
So wußten wir, daß wir unser Leben einem Wunder
verdankten, daß es nur von der
Geistesgegenwart eines couragierten Cousins abhing,
[das Verb verdanken
bedient idiomatisch sehr gut beide NS, die Endstellung im Satz bringt
es zur
Geltung; als „Scharnier“ zumindest eingefügt:]
So
wußten wir, daß wir unser Leben einem Wunder, zumindest der
Geistesgegenwart
eines couragierten Cousins verdankten
Wortprobleme:
histoire, faire toute une - de qch
En conséquence de quoi on ne va pas en faire toute une
histoire (p. 28)
[im Prinzip
eine ganze Reihe von Möglichkeiten:]
Also braucht man daraus keine solche Geschichte zu
machen.
Also braucht man daraus auch keine Affäre zu machen.
Weswegen man daraus auch keine Affäre zu machen braucht.
[die
kürzeste ist eindeutig die beste:]
Also
braucht man daraus keine Affäre zu machen.
Wortprobleme:
tout se passe comme si; le leadership; s'arranger pour
Syntaxproblem:
comme si
Car tout se passe comme si notre père, par son départ
précoce à quarante et un ans,
s'était arrangé pour conserver le leadership établi de son vivant. (p.
28)
[Suche nach
Möglichkeiten für 'leadership'::]
Denn es sieht ganz danach aus, als ob unser Vater durch
sein frühes Hinscheiden mit
einundvierzig Jahren es fertiggebracht hätte, seine im Leben erworbene
Führungsrolle
/ dominante Stellung / tonangebende Rolle beizubehalten.
[Problem
'établi de son vivant'::]
Denn es sieht ganz danach aus, als ob unser früh, mit
einundvierzig Jahren, von uns
gegangener Vater es fertiggebracht hätte, die Führungsrolle
beizubehalten, die er zu
Lebzeiten innehatte.
[Problem
'départ précoce à quarante ans', zwei Varianten:]
1. Denn es sieht ganz danach aus, als ob unser mit
einundvierzig Jahren schon von
uns gegangener Vater es fertiggebracht hätte, die Führungsrolle
beizubehalten, die er
zu Lebzeiten innehatte.
2. Es sieht ganz danach aus, als ob unser Vater durch
seinen frühen Tod mit einundvierzig Jahren es fertigbrächte, auch jetzt
noch die Hauptfigur zu sein, die er zu Lebzeiten war.
[Problem
's'était arrangé pour'; zwei Varianten:]
1. Es sieht ganz danach aus, als ob unser Vater durch
seinen frühen Tod mit einundvierzig Jahren erreicht hätte, auch jetzt
noch die Hauptfigur zu sein, die er zu Lebzeiten war.
2. Es sieht ganz danach aus, als ob unser Vater durch
seinen frühen Tod mit einundvierzig Jahren das Kunststück geschafft
hätte, auch jetzt noch die Hauptfigur zu sein,
die er zu Lebzeiten war.
[Versuch,
den Satz lesbarer zu machen, indem das Verb direkt auf Subjekt folgt::]
Es sieht ganz danach aus, als ob es unserem Vater
gelungen sei, durch seinen frühen
Tod mit einundvierzig Jahren auch jetzt noch die Hauptfigur zu sein,
die er zu Lebzeiten war.
[Satzrhythmus
ist klappernd. Durch andere Lösung für 'comme si' wird ein NS
eingespart:]
Offensichtlich
hat es unser Vater durch seinen frühen Tod mit einundvierzig Jahren
fertiggebracht, auch jetzt noch die Hauptfigur zu sein, die er zu
Lebzeiten war.
Wortprobleme:
au point que; le décompte (fig.)
Dans ce corps à corps, elle douta longtemps d'avoir un
jour le dessus, au point qu'il lui
sembla que le décompte était entamé qui la verrait, avant un an,
toucher définitivement le fond de sa vie de se deux épaules. (p. 45)
[Rohentwurf::]
Lange glaubte sie nicht daran, diesen Zweikampf einmal
gewinnen zu können, ihr
schien sogar, daß ihre Tage gezählt seien und ihre Lebenskraft in
weniger als einem
Jahr zur Neige gehen würde.
[Problem 'au
point que'::]
Lange glaubte sie nicht daran, diesen Zweikampf einmal
gewinnen zu können, ihr
schien im Gegenteil, daß ihre Tage gezählt seien, weil ihre Lebenskraft
in weniger als
einem Jahr zur Neige gehen würde.
[weshalb
für au point que; bessere Lösung für 'décompte':]
Lange glaubte sie nicht daran, in diesen Zweikampf
einmal siegen zu können, weshalb
sie überzeugt war, daß dies der Anfang von ihrem Ende sei und ihre
Lebenskraft in
weniger als einem Jahr zur Neige gehen würde.
[war
vielmehr für au point que, ermöglicht
eine klare Satzstruktur::]
Lange
Zeit glaubte sie nicht daran, in diesem Zweikampf je siegen zu können,
war
vielmehr überzeugt, daß dies der Anfang von ihrem Ende sei und ihre
Lebenskraft in
weniger als einem Jahr zur Neige gehen würde.
Wortprobleme:
procéder de; la source de (fig.); le chagrin
Voilà d'où nous procédons. Ce chagrin sacré, c'est notre
source noire. (p. 46)
[Rohentwurf]
Von hier aus nehmen wir unseren Anfang. Dieser heilige
Verlustschmerz ist unser
schwarzer Ursprung.
[Chance des
deutschen Wortes der Quell, vgl. Gr. Duden, Band 2:
Urgrund, Ursprung von etwas, was als
Wert empfunden wird: der Quell des Lebens – Anspielung darauf ist
berechtigt:]
Von da nehmen wir unseren Ursprung. Diese heilige Trauer
ist unser schwarzer Quell.
[kürzer:]
Hier haben wir unseren Ursprung. Diese heilige Trauer
ist unser schwarzer Quell.
[Die
kürzeste und
zugleich einfachste
Lösung wirkt am stärksten!]
Hier
ist unser Ursprung. Diese heilige Trauer ist unser schwarzer Quell.
Wortproblem:
accent fougeux
Stilproblem:
Satz mit typischem Rouaud-Humor
d'une voix de baryton d'opérette, modulant exagérément
son chant de telle sorte que
dans les pianissimos on se demandait s'il ne lui était pas arrivé
quelque chose, avant
qu'un accent fougueux trois mesures plus loin nous rassure (p. 63)
[Rohentwurf:]
mit einer Operetten-Baritonstimme und seinen Gesang so
übertrieben modulierend,
daß man sich bei den Pianissimos schon Sorgen um ihn machte, aber ein
dramatischer Akzent drei Takte später beruhigte uns wieder
[Bestimmung drei
Takte später: schlechter Wegweiser:]
mit einer Operetten-Baritonstimme und seinen Gesang so
übertrieben modulierend,
daß man sich bei den Pianissimos schon Sorgen um ihn machte, doch drei
Takte
später folgte ein dramatischer Akzent und wir waren beruhigt
[Versuch mit
man als gemeinsamem Subjekt:]
mit Operetten-Baritonstimme und den Gesang so
übertrieben modulierend, daß man
sich bei den Pianissimos schon Sorgen um ihn machte, aber drei Takte
später durch
einen dramatisches Fortissimo gleich wieder beruhigt war
[nicht
überzeugend; bessere Lösung für 'modulant': jetzt ein Substantiv-Paar:]
mit Operetten-Baritonstimme und so exzessiver Dynamik,
daß man sich bei den
Pianissimos schon Sorgen um ihn machte, doch drei Takte danach kam ein
dramatisches Fortissimo und wir waren beruhigt
['kam' ist
schwacher Wegweiser:]
mit
Operetten-Baritonstimme und so übertriebener Dynamik, daß man sich bei
den
Pianissimos schon Sorgen um ihn machte, doch drei Takte später folgte
ein dramatisches Fortissimo und wir waren beruhigt
Syntaxproblem:
kniffligster Teil eines längeren, stark verschachtelten Satzes.
notre mère, il semble ... que le moment venu – qui eût
pu sans ce drame ne pas venir,
nous dissimulant alors un autre drame dont on n'eût jamais rien su,
celui d'une vie en
sommeil – elle n'avait eu, privée si longtemps du poids de la parole et
se rappelant les
roulements de tambour de la télévision destinés à retenir son souffle
dans les parages
de la mort (p. 65)
[Versuch,
die Hauptbotschaft im Satz weiter nach vorne zu rücken:]
und als verfüge sie, so lange der Macht des Wortes
beraubt und sich an die Trommelwirbel im Fernsehen erinnernd, die sie
angesichts tödlicher Gefahr in atemlose Spannung versetzen sollten,
jetzt, da ihre Stunde gekommen ist – die ohne diese Tragödie
möglicherweise nie gekommen wäre, und dann hätten wir von einer anderen
Tragödie,
nämlich daß ein Leben verschlafen wurde, nie etwas erfahren –,
nur über dieses
höchst primitive Mittel, um auf ihr Betreten der Welt aufmerksam zu
machen
[Untauglich.
Versuch, das il semble hinter den Einschub zu
rücken:]
und als jetzt ihre Stunde gekommen ist – die ohne diese
Tragödie möglicherweise nie
gekommen wäre, und dann hätten wir von einer anderen Tragödie, nämlich
daß ein
Leben verschlafen wurde, nie etwas erfahren –, scheint es, als
verfüge sie, so lange
der Macht des Wortes beraubt und sich an die Trommelwirbel im Fernsehen
erinnernd, die sie angesichts tödlicher Gefahr in atemlose Spannung
versetzen sollten, nur
über dieses eine primitive Mittel, um auf ihr Betreten der Welt
aufmerksam zu machen
[das Verb zu
verfügen muß bei der zugehörigen Bestimmung über
dieses ... Mittel stehen. Genaue
Befolgung der Regel „bekannt vor unbekannt“ bringt die Lesbarkeit:]
und
als jetzt ihre Stunde gekommen ist – die ohne diese Tragödie
möglicherweise nie
gekommen wäre, und dann hätten wir von einer anderen Tragödie, nämlich
daß ein
Leben verschlafen wurde, nie etwas erfahren –, scheint sie, so
lange der Macht des
Wortes beraubt und sich an die Trommelwirbel im Fernsehen erinnernd,
die angesichts tödlicher Gefahr atemlose Spannung hervorrufen sollten,
nur über dieses eine
primitive Mittel zu verfügen, um auf ihren Eintritt in die Welt
aufmerksam zu machen
Wortprobleme:
source de chagrin; terne; affronter
Mais avait-elle à ce point le souvenir douloureux de ces
bonheurs enfuis que se
retourner était pour elle une source de chagrin? Avait-elle besoin de
ce blanc volontaire de la mémoire pour ne pas entamer son courage au
moment d'affronter un terne
quotidien? (p. 79)
[Spontaner
Einfall für blanc volontaire de la mémoire und entamer
son courage:]
War denn die Erinnerung an dieses entschwundene Glück
für sie so schmerzlich, daß
ihr das Zurückblicken Kummer bereitete? Brauchte sie diese Tabula rasa,
um nicht
wankend zu werden, als sie einem freudlosen Alltag entgegensah?
[Problem souvenir
douloureux; andere Möglichkeit für affronter:]
War denn die Erinnerung an dieses entschwundene Glück
für sie so schmerzlich, daß
sie nur betrübt zurückblicken konnte? Brauchte sie diese Tabula rasa,
um nicht wankend zu werden, als sie sich für einen eintönigen Alltag
wappnete?
[Andere
Lösung für se retourner - source de chagrin
ermöglicht klarere Satzstruktur:]
Aber
war die Erinnerung an dieses entschwundene Glück so schmerzlich, daß
sie litt,
wenn sie zurückblickte? Brauchte sie diese Tabula rasa, um nicht
wankend zu werden,
da sie einem freudlosen Alltag entgegensah?
Wortprobleme:
condamner à (fig.)
Mais il est une autre chose qui la condamne comme Orphée
à ne pas se retourner (p.
79)
[Rohentwurf:]
Aber da ist etwas anderes, was ihr wie Orpheus
verbietet, sich umzudrehen
[Statt der um
zu-Konstruktion::]
Aber da ist etwas anderes, was ihr wie Orpheus das
Zurückschauen verbietet
[Der Name
muß im Nominativ stehen, weil der Dativ ohne Artikel nicht zu erkennen
ist:]
Aber
da ist etwas anderes, weswegen sie sich wie Orpheus nicht umdrehen darf
Wortproblem:
en être fait de qn
Et puis, en y réfléchissant, il vous apparaît que s'il
avait vécu, c'en était fait de vous. (p.
85)
[Rohentwurf:]
Und wenn man nachdenkt, muß man sich auch sagen, daß man
selbst den Kürzeren
gezogen hätte, wäre er am Leben geblieben.
[Andere
Möglichkeit für c'en était fait...:]
Und wenn man etwas nachdenkt, muß man sich auch sagen,
daß man selbst das
Nachsehen gehabt hätte, wäre er am Leben geblieben.
[Möglichkeiten
für en y réfléchissant:]
Und richtig bedacht, mußt du dir auch sagen, daß du das
Nachsehen gehabt hättest,
wäre er am Leben geblieben.
Und schließlich mußt du dir auch sagen, daß du das
Nachsehen gehabt hättest, wäre
er am Leben geblieben.
[Einschub
von dem daß erleichtert die Orientierung :]
Und schließlich mußt du dir auch sagen, daß, wäre er am
Leben geblieben, du das
Nachsehen gehabt hättest.
[Andere
Wiedergabe von de vous:]
Und
schließlich muß man sich auch sagen, daß, wäre er am Leben geblieben,
man
selbst das Nachsehen gehabt hätte.
Wortproblem:
qu'est-ce qu'il ne faut pas entendre (loc.)
Syntaxprobleme:
Wortfolge, Dickes Ende
Et dans le tam-tam tragique de notre mère en ce
lendemain de Noël, martelant de ses
poings le mur mitoyen, appelant Emile à son secours, qu'est-ce qu'il ne
faut pas
entendre? (p. 87)
[Der Autor,
befragt zu qu'est-ce qu'il ne faut pas entendre:
C'est une expression populaire, voisine de „il
vaut mieux être sourd que d'entendre une chose pareille“, qui ici,
prise à la lettre, joue avec l'idée de
refoulement, d'un message subliminal qu'on ne veut pas entendre, ce que
la suite tente de décrypter.:]
[Rohentwurf,
ohne Spaltsatz:]
Und was soll man sonst noch heraushören aus dem
dramatischen Getrommel unserer
Mutter, die an diesem Nachweihnachtstag
mit ihren Fäusten die Trennwand zwischen
den Häusern bearbeitete und Emile zu Hilfe rief?
[Reihenfolge
der Bestimmungen in der 2. Satzhälfte nach der Regel „bekannt vor
unbekannt“:]
Und was soll man sonst noch heraushören aus dem
dramatischen Getrommel unserer
Mutter, die an diesem Nachweihnachtstag die Trennwand zwischen den
Häusern mit
ihren Fäusten bearbeitete und Emile zu Hilfe rief?
[Diese
Reihenfolge auf den ganzen Satz angewendet: die eigentliche Botschaft
am Schluß, wie im
Originalsatz. – überhören statt heraushören,
um der idée de refoulement Rechnung zu tragen:]
Und
klingt im dramatischen Getrommel unserer Mutter, die an jenem Tag nach
Weihnachten die Trennwand zwischen den Häusern mit ihren Fäusten
bearbeitete und
Emile zu Hilfe rief, nicht auch etwas mit, was man gerne überhört
hätte?
Syntaxproblem:
Rattenschwanz an Bestimmungen
si bien qu'une fois tous les deux ou trois mois, un
jeudi, maman prend le car qui
assure la navette entre Campbon et Nantes, conduit par son propriétaire
dont le nom
scolairement calligraphié s'étale sur la carrosserie (p. 100)
[Teil eines
langen Satzes]
[Rohentwurf:]
so daß Mama alle zwei oder drei Monate an einem
Donnerstag den vom Eigentümer,
dessen Namenszug in Schülerschrift auf der Karosserie prangt,
eigenhändig gesteuerten Bus von Campbon nach Nantes besteigt
[Erster
Versuch ohne NS-Konstruktion:]
so daß Mama alle zwei oder drei Monate an einem
Donnerstag den vom Eigentümer
eigenhändig gesteuerten und in Schülerschrift mit seinem Namen
versehenen Bus von
Campbon nach Nantes besteigt
[Mit
doppeltem Relativsatz:]
weshalb unsere Mama alle zwei oder drei Monate den
donnerstags zwischen Campbon und Nantes verkehrenden Bus besteigt, den
der Eigentümer quer über die Karosserie mit seinem Namenszug in
Schönschrift bemalt hat und eigenhändig steuert,
[Abfolge der
Bestimmungen optimieren:]
weshalb unsere Mama alle zwei oder drei Monate den
donnerstags zwischen Campbon und Nantes verkehrenden Bus besteigt, den
der Eigentümer quer über die Karosserie in Schönschrift mit seinem
Namenszug bemalt hat und eigenhändig steuert,
[Durch das
bildhaftere Verb bemalt kann die Bestimmung sur
la carrosserie entfallen; so geht es doch
ohne Relativsätze:]
weshalb
unsere Mama alle zwei oder drei Monate donnerstags den vom Eigentümer
selbst gesteuerten und in Schülerschrift mit seinem Namenszug bemalten
Bus von
Campbon nach Nantes besteigt
Wortproblem:
Pas de quoi en faire un drame (loc.)
Pas de quoi en faire un drame. (p. 104)
[Mögliche
Varianten, bei denen aber der Ellipse-Charakter verlorengeht:]
Sich darüber aufzuregen, lohnt sich nicht.
Ein Drama daraus zu machen, lohnt sich nicht.
[Daß die
Partikel jedenfalls einen NS ersparen kann, steht
in keinem Wörterbuch:]
Ein
Drama ist es jedenfalls nicht.
Wortprobleme:
percevoir; l'imminence
Stilproblem:
Rouaudscher Humor
Mais cette fois nous y sommes. La stupeur est telle que
nous ne percevons que
l'imminence de la fin du monde. (p. 108)
[Rohentwurf:]
Doch nun haben wir verstanden. Wir sind so entsetzt, daß
wir nur noch das nahe Ende
der Welt sehen können.
[Varianten,
Varianten...:]
1. Doch nun haben wir verstanden. Der Schock ist so
groß, daß in unserer Wahrnehmung gleich die Welt untergehen wird.
2. Doch nun haben wir verstanden. Der Schock ist so
groß, daß wir schon die Welt
untergehen sehen.
3. Doch nun haben wir verstanden. Der Schock ist so
groß, daß für uns demnächst die
Welt untergeht.
4. Doch nun haben wir verstanden. Der Schock ist so
groß, daß für uns eine Welt
untergeht.
5. Doch nun haben wir verstanden. Der Schock ist so
groß, daß wir nichts anderes
mehr sehen als den Weltuntergang.
[Als
Lockerungsübung:]
6. Doch nun haben wir verstanden. Der Schock sitzt so
tief, daß wir nur noch Weltuntergang verstehen.
[Das
Deutsche ... nur noch + Infinitiv-Verb + kann
hat eine seltsame Kraft:]
Doch nun haben wir verstanden. Der Schock ist so groß,
daß für uns nur noch die
Welt untergehen kann.
[Korrektur:
Im Original steht: cette fois, und das ist besser:]
Doch
diesmal haben wir verstanden. Der Schock ist so groß, daß für uns nur
noch die
Welt untergehen kann.
Wortproblem:
avoir mieux à faire
Syntaxproblem:
Partizipien mit nachfolgenden Bestimmungen
comme si elle cherchait à combler son retard, ayant
tellement mieux à faire que de
prendre littérairement la pose, nous suggérant à son passage éclair
dans le couloir,
par la porte ouverte de la cuisine où nous sommes attablés (p. 113)
[Rohentwurf;
für 'ayant mieux à faire' gleich eine gangbare Lösung gesucht:]
als wollte sie ihre Verspätung aufholen, nie auch nur
einen Gedanken daran verschwendend, sich literarisch in Pose zu setzen,
und im Gang vorüberhuschend ruft sie
uns durch die offene Tür in die Küche zu, wo wir am Tisch sitzen,
[Symmetrie
mit Partizip Präsens klarer herausarbeiten:]
als wollte sie ihre Verspätung aufholen, nicht im Traum
daran denkend, sich literarisch
in Pose zu setzen, uns vom Gang aus durch die offene Tür in die Küche,
wo wir am
Tisch sitzen, zurufend
[2. Partizip
soll nicht isoliert dastehen:]
als wollte sie ihre Verspätung aufholen, nie auch nur
einen Gedanken daran verschwendend, sich literarisch in Pose zu setzen,
uns vom Gang aus im Vorüberhuschen durch die offene Tür in die Küche
zurufend, wo wir am Tisch sitzen,
[Reihenfolge
der Bestimmungen optimieren:]
als
wollte sie ihre Verspätung aufholen, nie auch nur einen Gedanken daran
verschwendend, sich literarisch in Pose zu setzen, uns im
Vorüberhuschen vom Gang
aus durch die offene Tür in die Küche zurufend, wo wir am Tisch sitzen,
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